Badische Zeitung, 13.07.2015: “Wertvolle Freundschaft”

Afrika-Tage in Gallenweiler mit großem Zuspruch und hohem Besuch / Fröhlicher Dankgottesdienst am Sonntag.

von: Sabine Model

HEITERSHEIM-GALLENWEILER. Viel Afrika gab es am Wochenende in Gallenweiler. Nicht nur meteorologisch. Nackte Füße auf warmen Asphalt. Bunt bedruckte Tücher um die Hüften. Chili à la Afrika mit Reis und Kräuterquark-Dip auf dem Teller. Einen kühlen Tropic-Cocktail im Glas. Afrikanischer Gesang und Trommelwirbel. Uganda-Freunde aus ganz Süddeutschland trafen sich, verbunden durch den bundesweiten Verein Tukolere Wamu, der in 20 Jahren mit 1,7 Millionen Euro Impulse gegeben hat, damit Menschen in Afrika sich selbst helfen können.

Hoher Besuch
Schon am Samstag verbreitete sich Jubiläumsstimmung. Die Mitgliederversammlung im Bürgerhaus blickte stolz auf über 300 Hilfsprojekte zurück, während draußen fleißige Helfer ein buntes Fest mit afrikanischem Markt vorbereiteten. Eröffnet wurde es mit der Vorsitzenden Gertrud Schweizer-Ehrler, die von Bürgermeister Martin Löffler hohe Anerkennung für die Initiative und Arbeit von Tukolere Wamu erfuhr. Die Verwaltungsquote des Vereins liege unter zwei Prozent, rechnete er vor. Eine Gütesiegel verdächtige ehrenamtliche Leistung, wie Löffler meinte. Ehrengast des Abends war der Botschafter der Republik Uganda aus Berlin Marcel Tibaleka. Seine Wertschätzung drückte er aus, indem er nach 2013 nun zum zweiten Mal zu den Afrikatagen in Gallenweiler kam, die hier zum achten Mal stattfanden. Er dankte Bürgermeister Löffler für die Gelegenheit, die Trea zu besichtigen, die auf eindrucksvolle Weise demonstriere, wie man aus dem Verbrennen von Abfall Energie gewinnt.

Besondere Wertschätzung
Marcel Tibaleka dankte Tukolere Wamu, dass 1995 neun couragierte Mitglieder begannen, vielen in Uganda eine Perspektive zu geben, indem sie Türen öffneten, die es ermöglichten, durch Eigeninitiative gut leben zu können. Was mit wenigen kleinen Projekten anfing, wurde sukzessive zu einem Jahresumsatz von rund 200 000 Euro ausgeweitet. Besonders beeindruckt zeigte sich Marcel Tibaleka von den Bildungseinrichtungen, die – mit Ochsen, Pflug, Saatgut und Hacken ausgestattet – ihre Schulspeisung selber anbauen. “Diese wertvolle Freundschaft werden wir gerne fortsetzen”, bekräftigte der Botschafter. Uganda sei politisch stabil und verfüge über die nötige Infrastruktur, betonte er. Tukolere Wamu sei auch seiner Regierung herzlich willkommen. “Solche Organisationen können bei uns frei und sicher arbeiten”, so Tibaleka.

Spenden und mehr
Damit diese vertrauensvolle Arbeit auch weiter gut gelingen kann, überreichte Apotheker Roland Leyher von der Rathaus-Apotheke in Althengstett im Nordschwarzwald eine Jubiläumsspende von 500 Euro. Er hatte vor 20 Jahren die Arbeit von Gertrud Schweizer-Ehrler bei Salem international in Uganda in eindrucksvoller Weise erlebt und ist von Anfang an unterstützendes Mitglied im Verein. Wer sich über den Einsatz der Tukolere-Mittel umfassend informieren wollte, hatte dazu in der Mitgliederversammlung, an einem Stand oder in Kurzvorträgen am Sonntag Gelegenheit. Eine Jubiläumsbroschüre mit detaillierten Berichten konnte ebenfalls erworben werden. Für den guten Zweck wurde gegessen und getrunken. Unter anderem gab es leckere Teigtaschen, sogenannte Samosas. In der Pfanne brutzelte mit Chapati eine Mehlspeise-Spezialität aus Kenia. Afrikanisches Flair verbreitete auch die Gruppe Blokosso aus Freiburg, die zudem eine Modenschau musikalisch untermalte, bei der beschwingt Kleidung aus Sierra Leone, Togo, Kenia und Uganda vorgeführt wurde.

Dankgottesdienst
Am Sonntag setzte sich das Fest fort mit einem dynamischen, interaktiven, ökumenischen Gottesdienst unter blauem Himmel. Einen zentralen Part hatte dabei der African Gospel-Chor mit seinen rhythmischen Melodien und einer unverfälschten, ansteckenden Fröhlichkeit. Pater Bernhard Schweizer, dem Onkel von Gertrud Schweizer-Ehrler, war diese Mentalität nach 51 Jahren Missionsarbeit im Kongo vertraut. Pfarrerin Barbara Heuberger ließ sich auf die unkomplizierte Herzlichkeit spontan ein. Das Thema “Perspektiven schaffen im eigenen Land” beinhaltete einen Dank an alle, die dazu beitragen, dass dies Tukolere in Afrika leisten kann. Gerhard Stichling mimte dabei einen kritischen Zeitgenossen, der fand, dass dieser “Tropfen auf den heißen Stein” nicht funktioniere, wie die aktuelle Flüchtlingswelle beweise. Dagegen gehalten wurde von Johanna Stichling die Geschichte, dass eine Quelle nicht die ganze Wüste zum Grünen, sondern nur eine Blume zum Blühen bringen soll. Am Ende wurde klar, dass jedes noch so kleine Talent wichtig ist, um gemeinsam für andere die Hoffnung am Leben zu halten.

Begegnung
Motiviert von diesem Bild wurden die Verkaufsstände von Tukolere Wamu und dem Weltladen Nadelöhr gestürmt, Kleider, Röcke und Blusen probiert oder ein bisschen Afrika in Form von Schmuck, Kunst oder Karten mit nach Hause genommen. An den Tischen ergaben sich intensive Gespräche und gute Begegnungen über Grenzen und Hautfarben hinweg. Miteinander hatten Kinder Spaß am Spiel im nachempfundenen afrikanischen Dorf, an einer eigenen Modenschau, einem Figurentheater und daran, sich bunte Bänder in die Haare flechten zu lassen. Ein Hauch von Afrika durchwehte Gallenweiler und gab der Sympathie für Tukolere Wamu frischen Aufwind.

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