Bericht über Pater Gregor Schmidt und seine Arbeit
November 2012
Auszug aus einem Bericht von Pater Gregor Schmidt, Comboni Missionar in Old Fangak
“Old Fangak liegt im Nord-Westen des Bundesstaates Jonglei. Die Bevölkerung gehört zum Volk der Nuer, die zweitgrößte ethnische Gruppe des Südsudan (knapp 2 Millionen).
Als Comboni Missionare fühlen wir uns nicht nur verantwortlich für das geistliche Wohl, sondern für alle Lebensbereiche, die die Nuer in ihrem neuen Staat betreffen. Die globalisierte Welt erreicht langsam auch das Buschland, obwohl es in Old Fangak z.B. noch kein Strom-/Handynetz, FM-Radio oder Fernsehen gibt. Darüber wundern sich Kenianer und Ugandesen, die sich so ein “primitives” Dasein gar nicht mehr vorstellen können. Aber Südsudan ist durch den Jahrzehnte langen Bürgerkrieg in der Entwicklung weit zurück geworfen. Vier von fünf Südsudanesen sind Analphabeten. Die meisten Kinder und Jugendlichen in diesem Land werden auch in den nächsten Jahren keine Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen, weil die nächste schlicht zu weit entfernt liegt. Bei uns ist die staatliche Schule in Old Fangak die einzige in einem Umkreis von bis zu 50 km. Es fehlt an ausgebildeten Lehrern, aber auch an der nötigen Infrastruktur und Geld, flächendeckend Bildung anzubieten.”
Um die Kommunikation zu erleichtern beantragt Pater Gregor ca. 2000 US$ um eine Solaranlage zu installieren. Seither wird für den Strombedarf ein Generator genutzt. Doch der Diesel ist sehr teuer und nicht umweltfreundlich.
Für die Frauengruppe mit ca. 15 Mitgliedern wird die Unterstützung für ein Schneiderprojekt beantragt. Vorort werden Nähmaschinen und Zubehör gekauft. Eine Schneiderin wird die Frauen unterrichten. Nach der Ausbildung haben die Frauen die Chance, sich ihren Lebensunterhalt durch ihr Erlerntes aufzubessern.
Die Kosten hierfür betragen ca. 2500 US$.
Herzlichen Dank an die Kinobesucher in Leutkirch und den Cineclub Leutkirch für die Spenden für Nähmaschinen. Weitere Spenden sind herzlich willkommen.
Für 2013 wurden uns Nähmaschinen finanziert. Mit einer Lehrerin aus Malakal werden wir einen Schneiderkurs anbieten.
Dezember 2013
Pater Gregor schreibt:
“Nachdem wir in Juba im Februar fünf Nähmaschinen eingekauft haben, konnten wir endlich im November 2013 den Kurs für 16 Frauen anbieten (4 Wochen 4.-30.11.2013).
Es ist das erste Mal, dass ein Schneiderkurs hier organsiert worden ist. Projekte von Organisationen hatten bisher Gesundheit, Landwirtschaft und Schulbildung im Blick, aber keine handwerkliche Ausbildung. Weil viele Frauen nicht lesen können, freuen sie sich sehr, eine Tätigkeit zu lernen, die das nicht voraussetzt.
Es hat mir einige Schwierigkeiten bereitet, einen Schneiderlehrer nach Old Fangak einzuladen. Ordensschwestern aus Juba oder Malakal haben alle abgelehnt zu kommen. Es gibt im Südsudan eine ökumenische Frauengruppe „Women of Peace“, mit deren Ableger in Malakal ich einen Kurs im Juli vereinbart hatte. Der wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Schließlich hat Thomas Lam, ein Nuer Schneider aus Keew, zugesagt. Der Vorteil ist, dass es keinen Übersetzter brauchte. Er hat sich gut um die Frauen gekümmert und ihnen einiges beigebracht, ist aber kein ausgebildeter Lehrer. Mir hat ein Lehrplan gefehlt; stattdessen wurde von Tag zu Tag unterrichtet. Das geht vielleicht nicht anders, weil die Anwesenheit der Frauen auch nicht zuverlässig war. Wenn das Kind krank ist, oder ein Verwandter ruft, sind Frauen nicht frei in dieser Kultur. Auf den Fotos ist die Arbeit der Frauen zu sehen. Alle haben sich ein schwarzes Kleid und ein weißes Hemd geschneidert. Zusätzlich haben sie Kleider für die Tänzer in der Messe gemacht und einige andere Kleidungsstücke.”
Gruppenbild des Nähkurses mit Pater Gregor
Die Tänzerinnen mit ihren selbst genähten Kleidern.
Okt 2014:
Pater Gregor Schmidt ist nach seinem Heimaturlaub zurück im Südsudan. Bereits im Dezember 2013 hatte er bei uns die Finanzierung eines Schneiderkurses beantragt, doch wegen der Unsicherheit war die Durchführung nicht möglich. Nun schreibt er: „In der Pfarrei soll es jetzt im November und im Februar Schneiderkurse geben. Ich habe Stoff in Juba eingekauft, den ein Mitarbeiter der UN umsonst nach Old Fangak fliegen wird. Die Kosten für beide Kurse zusammen werden knapp 2500 Dollar sein. Das beinhaltet im Wesentlichen die Bezahlung des Lehrers und die Nahrung für die Teilnehmer. Genaues zur Abrechnung kann ich euch schreiben, wenn der November Kurs vorbei ist. Das Geld für den Stoff (5800 Pfund = ca. 1400 Dollar) hat der Provinzverwalter vorgestreckt“.
2015
Im Jahr 2015 konnten wir den Druck von Schulbüchern mit knapp 3.500 Euro finanzieren. Die Bücher für den Naturwissenschaftlichen Unterricht wurden von Pater Gregor Schmidt eigenhändig geschrieben.
Ebenfalls konnten Schneiderkurse in den Unter-Pfarreien durchgeführt werden.
Kosten 4.404 Euro.
Dezember 2016
Im Dezember 2016 konnte ein Auffrischungskurs für die Schneider uns Schneiderinnen durchgeführt werden. Angeschafft wurden u. a. 3 Nähmaschinen, somit konnte die Zahl der Kurszeilnehmer erhöht werden. Dafür wurden 2.337 Euro überwiesen werden.
Hier finden Sie einen interessanten Artikel über P. Gregor.
März 2017
Bericht von Pater Gregor – Der schmale Grat zwischen den Fronten
Oktober 2017
Im Sommer war Pater Gregor zu Besuch in Deutschland und berichtete auch ein eindrücklich über die Situation im Südsudan. Zum Glück ist Old Fangak von den schweren Unruhen bisher verschont geblieben, dies liegt zum Großteil daran, dass keine Straße zu dem Ort führt, nur auf dem Wasserweg und per Flugzeug ist Old Fangak erreichbar. Jedoch ist die Situation im Land nicht gut, die Zahl der Geflohenen hat bereits die 2 Millionen-Grenze überschritten.
Umso wichtiger, dass wir die Menschen unterstützen.
Pater Gregor möchte weiterhin die Menschen darin unterstützen, dass sie ihr Leben im eigenen Land meistern können, dazu braucht es aber Kompetenzen und Einkommen. Auch ohne viel Schulbildung können Menschen als Schneider ausgebildet werden. Die letzten Kurse waren sehr erfolgreich. So sollen nochmals Vertreter aus den 21 Zentren der Pfarrei im März 2018 für sechs Wochen und im November für 4 Wochen ausgebildet werden.
Benötigt wird dazu folgendes:
400 USD für den Schneiderlehrer, 400 USD für die Stoffe, 400 USD für den Transport mit dem Flugzeug, denn immer noch ist Ware nur aus Uganda erhältlich, manchmal mit dem Schiff, zuverlässiger mit dem Flugzeug. Weitere Kosten für die Teepause der Teilnehmer, Scheren, Ersatzteile etc. 300 USD.
Wir freuen uns sehr, dass die Kirchengemeinde Böbingen an der Rems beim Eine Welt Fest am 22. Oktober die Übernahme der Kosten in Aussicht gestellt hat.
Die glücklichen Schneider nach der letzten Ausbildung
Februar 2019
Die Schneiderausbilung ist ein Erfolgsmodel in Old Fangak, deshalb möchte Pater Gregor abermals die Ausbildung von 15 jungen Leuten im Schneiderhandwerk durchführen. Die Ausbildung soll 6 Wochen dauern. Danach haben die Schneider und Schneiderinnen die Kompetenz sich ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen.
Benötigt wird folgendes:
- Ca. 270 Euro für die Honorare der Ausbilder
- Ca. 710 Euro für Stoffe, Material und auch für Ersatzteile
- Je knapp 180 Euro für die Verpflegung während des Kurses und den Transport
Herzlichen Dank dem Missionsarbeitskreis in Isny.
Februar 2021
Pater Gregor Schmidt aus dem Südsudan schreibt, dass im Jahr 2019 und 2020 jeweils ein Schneiderkurs stattgefunden hat. Die Kurse fanden jeweils vor Ostern statt. Die Bevölkerung nimmt das Angebot sehr gerne an. Es bietet die Möglichkeit danach ein wenig eigenes Einkommen zu erzielen. Die vorhandenen Nähmaschinen sind gut erhalten und können noch weiter verwendet werden.
Wegen der Corona Situatuion kann vermutlich erst im November wieder ein Kurs stattfinden.
Oktober 2021
Seit einigen Jahren wurden von Tukolere Wamu Schneiderkurse in der Pfarrei von Pater Gregor Schmidt in Old Fangak finanziert.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben dabei sehr viel gelernt und können sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen
Nun wurden wir gebeten erneut einen Kurs für ca. 15 Teilnehmer zu finanzieren. Dieser kann nur in den trockenen Monaten, also im Februar und im März, stattfinden.
Veranschlagt wurden insgesamt 1.000,– Euro.
August 2022
Wieder einmal hat ein Schneiderkurs in Old Fangak im Südsudan erfolgreich stattgefunden. Pater Gregor schreibt:
“Das Boot mit den Ersatzteilen für die Nähmaschinen kam verspätet an. Daher haben wir nur 4 Maschinen benutzen können. Die Teilnehmer hatten schon Vorwissen und haben gelernt, 2 Stoffe in einem Kleidungsstück zu verarbeiten. Schaut euch die neon-grünen Hemden und die gelben Röcke mit dem zweiten Stoff an. Jede Person hat die Muster anders gesetzt. Jedes Kleidungsstück ist ein Unikat. Auf den letzten Fotos seht ihr einige Kleidungsstücke, die für die Kinder der Teilnehmer genäht worden sind.”
Janaur 2023
Die Situation in Old Fangak ist für die Menschen nicht einfach. Die Region der Pfarrei ist schon 3 Jahre ununterbrochen überflutet (80% der Fläche von Fangak County), weil der Viktoriasee Hochwasser hat. Uganda hat ein Interesse, das Wasser abfließen zu lassen. Der Sudan schützt seine Hauptstadt Khartum durch einen Staudamm. So sammelt sich das Nil-Wasser im Südsudan, welches zwischen diesen beiden Ländern liegt. Zehntausende Quadratkilometer Wald
sind abgestorben. Die Savanne verträgt eine Regenzeit mit Hochwasser, aber keine dauerhafte Flut. Die Folge ist, dass es keine Wildtiere und kaum noch Vögel gibt.
Wir möchten weiterhin Hilfe leisten, so konnten folgende Projekte bewilligt werden:
Schneiderkurs
Auch dieses Jahr soll wieder ein Schneiderkurs in Old Fangak stattfinden. Davon profitieren werden Menschen aus 21, teils sehr entlegene Pfarreien im Norden des Südsudans. Benötigt werden zunächst Ersatzteile für die Nähmaschinen, Zutaten für die Teepause während der Kurse, Honorar für den Trainer und schließlich viele Stoffrollen, die alle mit dem Schiff von Juba hergebracht werden müssen. Insgesamt wurden 2.000 Euro beantragt.
Schulmöbel
Derzeit entsteht eine Schule für die Kinder in Old Fangak. Tukolere Wamu wurde gebeten die Schulmöbel zu finanzieren. Benötigt werden 100 Bänke und 100 Tische, jeweils 2, 5 m lang, so dass mehrere Kinder daran sitzen können. Auch das Lehrerzimmer soll mit Regalen und anderen Möbeln ausgestattet werden. Die Sitzmöbel sollen mit Metallrahmen geschweißt werden so dass sie lange halten. Das Material muss mit dem Schiff auf dem Nil von Juba transportiert werden. Jede Bank und jeder Tisch kostet ca. 45 Euro
.
Jede Hilfe ist herzlich willkommen.
Mai 2024
Die Schulbänke wurden wie geplant hergestellt. Schüler und Lehrer freuen sich über die neue Ausstattung.
Ganz herzlichen Dank an alle Unterstützeer