Badische Zeitung, 20.04.2017: Facettenreicher Abend über Afrika in Gallenweiler

Das Küchenteam arbeitete am Anschlag, weil der Andrang im Bürgerhaus in Heitersheims Ortsteil Gallenweiler so groß war.

Von Siegfried Kunz

HEITERSHEIM-GALLENWEILER. Der Bürgerverein Gallenweiler und Tukolere Wamu (Gemeinsam für eine Welt) hatten gemeinsam zu einem Abend über Afrika eingeladen – und viele kamen. Mehr als erwartet, so dass die Kapazitäten der Küche fast ausgeschöpft wurden. Das lag nicht zuletzt daran, dass Injera, ein äthiopisches, beziehungsweise eritreisches Nationalgericht angeboten wurde, das sehr viele Besucher unbedingt kosten wollten. Ein säuerlicher dünner Teigfladen wird dabei mit verschiedenen Saucen, Gemüse, Ei und mehr belegt und mit den Fingern gegessen. Zubereitet wurde das leckere Gericht von Selam Okube, einer Eritreerin, die zurzeit in Eschbach im Flüchtlingscamp wohnt.

Zur Einstimmung in die diversen Kurzvorträge wurde ein beeindruckendes Video über Afrika, seine Menschen, Tiere und Landschaften gezeigt. Danach standen als kompetente Referenten Gertrud Schweizer-Ehrler, Nils Lotz und Siegfried Kunz zur Verfügung. Gertrud Schweizer-Ehrler ist Referentin für Ostafrika bei der Gesellschaft für lnternationale Zusammenarbeit (GIZ). Sie lebte und arbeitete zehn Jahre in Uganda. Zusammen mit ihrem Mann und einigen Gleichgesinnten gründete sie 1995 den Verein Tukolere Wamu (Gemeinsam für eine Welt), dessen Vorsitzende sie seitdem ist.

Nils Lotz ist Amateurfotograf und Spezialist für Aufnahmen mit afrikanischen Menschen, Wildlife und Landschaften. Er ist auch Vorstandsmitglied von Tukolere Wamu, Länderbeauftragter für Togo und war bei einigen Reisen, die der Verein organisiert, in der Reiseleitung tätig. Siegfried Kunz, ebenfalls Mitglied des Vereins, war inzwischen 14-mal in Uganda und interessiert sich besonders für dieses Land, seine Menschen und deren Probleme. Er war auch schon einige Male als Reiseleiter in Uganda tätig, zuletzt auf einer Fair-Trade Reise zu den Kaffeebauern im Mt.-Elgon-Gebiet in Ostuganda im November 2016.

Gertrud Schweizer-Ehrler begann die Reihe der Vorträge mit Informationen über Kenia, Uganda und Togo. Siegfried Kunz folgte mit einem Bericht über Äthiopien. Beide Referenten boten grundlegende Informationen über diese Länder und die Menschen in ihrem Alltagsleben. Nils Lotz präsentierte anschießend einen facettenreichen Bilderbogen quer durch die vorgestellten Länder.

Nach einer Pause folgten Informationen von Siegfried Kunz über Probleme afrikanischer Länder, angefangen bei fehlender Schul- beziehungsweise Berufsausbildung bis hin zu mangelhaftem Gesundheitswesen und fehlender Infrastruktur. Das größte Problem aber ist das als ungerecht wahrgenommene Weltwirtschaftssystem, das diese Länder benachteiligt. Ganz zu schweigen von der Exportsubvention europäischer Landwirtschaftsprodukte, die oftmals dort die lokalen Märkte und die Möglichkeiten afrikanischer Kleinbauern vernichten, wie es hieß. Dieses Problem stand im Vordergrund des anschließenden Vortrags von Siegfried Kunz über mögliche Verbesserungen für die afrikanischen Länder.

Angesprochen wurde in diesem Zusammenhang der vom deutschen Entwicklungshilfeminister angekündigte “Marshallplan für Afrika”. Dieser hat zwar noch keine konkreten Inhalte, aber das ungerechte Weltwirtschaftssystem, unzureichende Infrastruktur und mangelnde Berufsausbildung in vielen afrikanischen Ländern sollen Schwerpunkte des Plans werden. Denn jungen Menschen dort eine Perspektive zu bieten sei auch in europäischem Interesse, um die Fluchtursachen zu bekämpfen, hieß es.

Unmittelbar daran knüpfte Gertrud Schweizer-Ehrler an mit einem Bericht über Projekte von Tukolere Wamu, die den Menschen in den Ländern Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Diese werden zusammen mit kompetenten afrikanischen Partnern geplant und umgesetzt. Den Abschluss bildete ein Ausblick auf die nächsten Projektreisen von Tugende, der Reiseagentur von Tukolere Wamu: im Mai von Ruanda nach Uganda, unterwegs auf Ugandas Seen (für Kurzentschlossene ist eine Teilnahme noch möglich). Im August: Sambia mit Abstechern nach Simbabwe und Botswana. Im November: Sansibar – Uganda und eine erneute Fairtrade-Reise nach Uganda.

Nähere Infos über Tukolere Wamu und Reisen unter http://www.tukolere-wamu.de oder http://www.tugende.org

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