Badische Zeitung, 24.03.2016: “Mit wenig Geld ganz viel helfen”

Die Zisch-Reporterinnen Luna Stern und Paula Bock von der Rappoltsteiner Grundschule Eschbach haben Gertrud Schweitzer-Ehrler aus Gallenweiler interviewt. Die Vorsitzende des Vereins “Tukolere Wamu e.V.” verbringt viel Zeit in Uganda und hilft den Menschen dort.

Zisch: Wann sind Sie das erste Mal nach Uganda gereist und warum?
Schweitzer-Ehrler: Ich war 1985 das erste Mal wegen eines Arbeitsauftrages als Kinderkrankenschwester in Uganda.
Zisch: Wie viele Einwohner hat Uganda? Wie groß ist Uganda im Vergleich zu Deutschland?
Schweitzer-Ehrler: Uganda hat zirka 37 Millionen Einwohner und ist zwei Drittel so groß wie Deutschland.
Zisch: Welche Tiere gibt es in Uganda?
Schweizer-Ehrler: Es gibt sowohl Haustiere als auch wilde Tiere. Die wilden Tiere wie Elefanten, Zebras, Schlangen, Nashörner, Löwen und Nilpferde leben in den Nationalparks. In Uganda gibt es die letzten Berggorillas ihrer Art. Wer sie sehen möchte, muss 600 Dollar bezahlen. Als Haustiere gibt es Kühe, Ziegen, Hühner und Truthähne.
Zisch: In welcher Sprache unterhalten Sie sich dort mit den Menschen?
Schweizer-Ehrler: In Uganda gibt es 40 verschiedene Sprachen. Ich hingegen unterhalte mich mit den Menschen dort auf Englisch, außerdem verstehe ich ein bisschen Luganda und Luteso.

Zisch: Wo wohnen Sie, wenn Sie in Uganda sind?
Schweitzer-Ehrler: Ich wohne meistens in Ostuganda, in Salemdorf bei Mbale.
Zisch: Wo fühlen Sie sich zuhause – hier in Deutschland oder in Afrika?
Schweitzer-Ehrler: Ich fühle mich in beiden Ländern sehr wohl, Afrika ist meine zweite Heimat.
Zisch: Was war Ihr schönstes Erlebnis in Uganda?
Schweitzer-Ehrler: Von 1986 bis 2006 war Krieg in Uganda. Es war ein schönes Gefühl, als endlich Frieden war. Mein Verein konnte schon Tausende von Kindern zur Schule schicken.
Zisch: Wie sieht ein Tag bei einem Kind in Uganda aus?
Schweitzer-Ehrler: Morgens um 6 Uhr stehen die Kinder auf und fegen Haus und Hof. Danach helfen sie ihrer Mama bei der Hausarbeit. Zum Frühstück gibt es Schwarztee, und wenn die Kinder Glück haben, dann gibt es Milch und Zucker dazu, sehr selten gibt es Brei. Viele Kinder haben einen weiten Schulweg, aber einen leichten Schulranzen, denn sie können sich keine Schulbücher leisten. Die Schule geht bis 16 Uhr, dann müssen sie den langen Weg wieder zurück nach Hause laufen. Viele der Kinder hatten den ganzen Tag noch nichts zu essen. Zu Hause helfen sie ihrer Mutter beim Zubereiten des Abendessens. Um 19 Uhr wird es dunkel, dann müssen die Kinder noch Hausaufgaben machen. Da es keinen Strom gibt, haben sie nur ein kleines Lämpchen zur Verfügung.
Zisch: Haben die Kinder dort Spielsachen wie wir?
Schweitzer-Ehrler: Nein, sie bauen sich selbst Spielzeug aus Bananenrinde, Zeitung und Müll. Sie basteln sich Fußbälle und Puppen. Manchmal binden sich Mädchen ein Stück Holz auf den Rücken und spielen, dass es eine Puppe wäre.
Zisch: Wie oft und wie lange sind Sie im Jahr ungefähr in Uganda? Ist Ihre Familie dabei?
Schweitzer-Ehrler: Ich bin ein- bis dreimal im Jahr in Uganda, meistens für 16 Tage. Oft nehme ich Gäste mit, denen ich Uganda zeige. Meine Familie begleitet mich nur manchmal.
Zisch: Gab es schon gefährliche Situationen für Sie in Uganda?
Schweitzer-Ehrler: In Uganda gibt es immer mal wieder Überfälle, ich wurde jedoch noch nie angegriffen.
Zisch: Wie heißt Ihr Verein?
Schweitzer-Ehrler: Mein Verein heißt Tukolere Wamu, das bedeutet in der Sprache Luganda: “Wir arbeiten zusammen”.
Zisch: Was macht Ihr Verein für die Menschen in Uganda?
Schweitzer-Ehrler: Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe. Das ist uns sehr wichtig. Zum Beispiel bekommen die Menschen von meinem Verein zwei Ochsen geschenkt, damit können sie ihre Felder besser bestellen und haben so genug Nahrungsmittel für die ganze Familie. Zudem unterstützen wir Schulen und Krankenstationen. Wir haben Schulen und Büchereien gebaut und Lehrer ausgebildet.
Zisch: Wie viele Mitglieder hat Ihr Verein?
Schweitzer-Ehrler: Mein Verein hat rund 250 Mitglieder.
Zisch: Warum setzten Sie sich für die Menschen in Uganda ein?
Schweitzer-Ehrler: Mir sind die Menschen dort ans Herz gewachsen. Ich habe gemerkt, dass man auch mit wenig Geld viel helfen kann.

 

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