Badische Zeitung, 11. März 2011

Bessere Bildungschancen auf dem Land

Der Heitersheimer Verein Tukolere Wamu unterstützt den Aufbau von Schulen im Kongo.

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Spielzeug aus Schrott Foto: Felix Felder

HEITERSHEIM-GALLENWEILER. Seit Jahren bietet Gertrud Schweizer-Ehrler mit der gemeinnützigen Salem Bruderschaft über den Verein Tukolere Wamu Reisen nach Uganda an, um Land und Leute, aber auch die Selbsthilfeprojekte kennenzulernen, die dort in vielfältiger Weise vom Verein angeschoben wurden. Inzwischen ist Tukolere Wamu auch in Westkongo engagiert. Dort kümmert sich Pater Schweizer, ein Onkel der Vereinsvorsitzenden, mit seinen Ordensbrüdern um bessere Bildungschancen.

Die meisten, die eine solche Reise mitmachen, seien anschließend “angefressen” von Afrika, weiß Gertrud Schweizer-Ehrler. Und weil viele mehrfach mitfliegen, bietet sie immer wieder neue Routen an. So konnte Felix Felder aus Eschbach im November 2010 unter anderem im Nordosten von Uganda einen Nomadenstamm erleben, der die Besucher um 1000 Jahre zurückversetzte. Auf allen Vieren krabbelte man in die Hütten, wo die Bewohner auf Kuhfellen schlafen und Moskitonetze als Kopfkissen nutzen. Durch gute Kontakte zum World-Food-Programm war es Gertrud Schweizer-Ehrler möglich, die Tour anzubieten.

Nach der Rückkehr meldete sich Felix Felder sofort für die nächste Reise im Januar an. Sie eröffnete ihm nochmals 16 Tage Uganda mit der Reisegruppe und sieben Tage Kongo mit Gertrud Schweizer-Ehrler. Sie besuchte dort vor 30 Jahren zum ersten Mal ihren Onkel. Im Jahr 2000 bat der um Unterstützung beim Bau eines Kindergartens in Kinshasa, der Zwölf-Millionen-Einwohner-Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Als sie sich 2002 das Projekt anschaute, war sie erstaunt über die stabile Bauweise. Doch das Gebäude wurde nicht als Kindergarten genutzt, weil die Grundschule Räume brauchte. Also wurde der Kindergarten im Laufe der Jahre gebaut und die Erweiterung der Grundschule und Teile der Oberschule mitfinanziert. Insgesamt wurden 25 000 Euro mit Hilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit dafür eingesetzt.

Inzwischen gibt es in der Schule sieben erste Klassen zu je 40 bis 50 Schülern. Die Schule ist halbtags organisiert, um die Räume doppelt belegen zu können. Beliebt ist die Schule deshalb, weil die Missionare als Begründer und die Kirche als Träger auf eine hohe Bildungsorientierung und effiziente Lehrmethoden achten. Die Abschlüsse sind anerkannt. Die staatlichen Schulen hingegen haben baulich und pädagogisch denkbar schlechte Voraussetzungen. Korruption ist an der Tagesordnung. Zeugnisse und Abschlüsse werden gekauft.

Beeindruckt war Felix Felder von den Müllbergen auf den Straßen, den mit bis zu 30 Leuten vollgepferchten uralten VW-Bussen und dem aggressiven Verkehrschaos in Kinshasa. Auf der 350 Kilometer langen Fahrt ins Landesinnere zu Pater Schweizer begegnete die Reisegruppe indes nur zehn Autos und 15 überladenen Lastwagen, von denen acht eine Panne hatten. Mitten in der Landschaft sahen sie plötzlich in Nähe der Missionsstation erste Gebäude des neuen Schulzentrums. Aus dem Schrott, den chinesische Arbeiter beim Bau der Straße zurückließen, hatte ein Pater Hütten für die Kindergartenkinder gebaut, dazu einen Spielplatz mit Wippfiguren, einer Schiffschaukel und einem Karussell.

Die Grundschule ist mit drei Klassen ausgestattet. Drei weitere Klassenzimmer, ein Versammlungsraum und eine Bücherei werden gebraucht. Mit 12 000 Euro ist es das derzeit größte Projekt, das Tukolere Wamu fördert. Aus der Sternsinger-Aktion in Heitersheim und Buggingen stehen dafür erste 2500 Euro zur Verfügung. Die Vision des 78-jährigen Pater Schweizer ist es, eine Oberschule kombiniert mit technisch orientierten Ausbildungen anzugliedern. Nur so, ist er überzeugt, könne die Armut und der Bildungsnotstand überwunden werden.

Im Bürgerhaus in Gallenweiler ist am Freitag, 25. März, um 19 Uhr ein afrikanisches Essen als Projekt einer Firmengruppe mit Vortrag über die Kongo-Reise geplant. Am 10. April ist von 13 bis 18 Uhr Dorfflohmarkt in Gallenweiler, bei dem Tukolere Wamu im Bürgerhaus wirtet und Waren aus Afrika verkauft. Die Afrika-Tage finden im Bürgerhaus in Gallenweiler am 4. und 5. Juni statt.

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