Badische Zeitung, 21. September 2007

Von unserer Mitarbeiterin Sabine Model

HEITERSHEIM. Sie sind wieder mal in Deutschland: Denis Medeyi, Projektleiter für Salem und Vorsitzender des Selbsthilfeprojektes “Tukolere Wamu” (Gemeinsam für eine Welt) in Uganda, sowie Joseph Balisanjuka, Landrat in Nordwestuganda und Aufsichtsratsvorsitzender in Salem für Uganda. Diese Chance nutzt die Tukolere-Vorsitzende Gertrud Schweizer-Ehrler aus Gallenweiler, um während der bundesweiten Weltladen-Aktion “Faire Woche” vom 22. bis 28. September erneut “Begegnung mit Afrika” möglich zu machen.

Grund des Besuchs ist eigentlich das 50-jährige Bestehen der gemeinnützigen christlichen, aber überkonfessionell tätigen Hilfsorganisation Bruderschaft Salem GmbH im bayrischen Stadtsteinach.

Aber auch in Heitersheim helfen die beiden Gäste gerne mit, um für die mehr als 20 Selbsthilfeprojekte, die “Tukolere Wamu” in Uganda finanziert, die Werbetrommel zu rühren. Für ein faires Frühstück am Lindenplatz backen sie eigens zusammen mit Siegfried Kunz vom Weltladen Samosas (das sind gefüllte Teigtaschen) und freuen sich auf interessante Gespräche. An einem Uganda-Themenabend wird es neben Informationen auch Köstlichkeiten und Kunsthandwerk aus Afrika geben.

Unter den Nägeln brennen den beiden Afrikanern derzeit jedoch die schwersten Regenfälle seit 35 Jahren in ihrem Land. Wann immer eine Telefonleitung zustande kommt, erkundigen sie sich nach dem aktuellen Stand. In dem Salem-Dorf, weiß Denis Medeyi, sind bereits drei Gästehäuser zerstört. Die Papyrus- und Grasdächer halten die Wassermassen nicht aus und brechen ein.

Die Räume sind dann ungeschützt der Feuchtigkeit ausgeliefert. Alles modert, denn es ist warm, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit. Ein Dach zu erneuern kostet 500 Euro. Aber das Schlimmste ist, es hört nicht auf zu regnen und niemand weiß, was noch alles passiert. “Dabei wäre jahreszeitlich nur eine kleine Regenzeit zu erwarten gewesen” , weiß Denis Medeyi.

In seinem Distrikt sei ein Gefängnis überflutet, berichtet Joseph Balisanjuka. Vor allem die sanitären Einrichtungen, Garten und Wege sind zerstört. Brücken sind eingestürzt, Straßen unpassierbar. Angst geht um vor Krankheiten und Hunger. Hatte Uganda gerade die absolute Armut von 58 auf 32 Prozent der Bevölkerung reduziert, werde das jetzt wieder zum Problem, mutmaßt Gertrud Schweizer-Ehrler. Ananas-Plantagen stehen im Sumpf, und auch andere landwirtschaftliche Selbsthilfeprojekte sind bedroht. Das ganze Ausmaß kennt sie noch nicht. Aber eines weiß sie: Uganda hat viel zu viel und unbedacht Urwälder abgeholzt. Für neue Projekte braucht sie dringend Dampfentsafter, Joghurtbereiter, Kaffeekannen, Eismaschinen und Mixstäbe, um neue Einkommensquellen zu erschließen. Denn weiter roden, um Ölpalmen für Biodiesel zu pflanzen, ist nicht die Zukunft.

Begegnungen Mit Afrika

Wer mehr über Land und Leute, die politische Situation, Friedensverhandlungen, Investitionsmöglichkeiten und Selbsthilfeprojekte wissen möchte, kann zwei “Begegnungen mit Afrika” nutzen. Am morgigen Samstag, 22. September, findet mit Denis Medeyi und Joseph Balisanjuka, Gertrud Schweizer-Ehrler und Siegfried Kunz zwischen 10 und 12 Uhr ein “Faires Frühstück auf dem Lindenplatz” statt. Am Freitag, 28. September, ist ab 19 Uhr ein Themenabend im evangelischen Gemeindezentrum vorgesehen. Dazu wird afrikanisches Essen serviert. Zudem möchten die Gastredner ugandisches Kunsthandwerk verkaufen, das jeder im Fluggepäck mitbrachte.

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