Badische Zeitung, 25. Oktober 2008

Unbedingt noch einmal nach Afrika

Zum ersten Mal waren bei einer Projektreise von “Tukolere Wamu” Familien mit Kindern dabei / Für sie ein beeindruckendes Erlebnis

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Von unserer Mitarbeiterin Sabine Model

HEITERSHEIM-GALLENWEILER. Seit dem Jahr 2004 bietet der bundesweite Afrikaverein “Tukolere Wamu” mit Sitz in Gallenweiler Projektreisen nach Afrika an.   Vorsitzende Gertrud Schweizer-Ehrler ist Uganda erfahren. Ihre Reisen sind inzwischen Selbstläufer. Bisher war sie wegen des trockenen Wetters immer im Januar/Februar unterwegs. Nach den begeisterten Reiseberichten gab es jedoch Proteste von Lehrern und Familien, die mangels Ferien nie dabei sein konnten.  Also bot sie 2008 erstmals eine Familien-Projekt-Reise im August an.
Die Gruppe war mit 38 Personen die bisher größte. Und erstmals waren Kinder, 13 an der Zahl, im Alter von vier bis 16 Jahren dabei. Der zehnjährige Max schwärmt seither von seiner Panga. Das ist ein 30 Zentimeter langes Messer. Damit  hat er in Uganda Bananenstauden geschlagen, die Früchte geerntet und aus der Rinde Bälle zu Spielen gebastelt. Er lernte die Panga außerdem als wichtiges Werkzeug beim Bau einer Rundhütte kennen. Doch er war auch bei der Pflanzaktion von 50 Bäumen dabei, die künftig Obst und Nutzholz liefern sollen.
Körperpflege mit kaltem Wasser – oder gar nicht
Für seinen Freund Sebastian war das Fußballturnier Deutschland – Uganda am eindrucksvollsten. Der Spaßfaktor war riesig, die Ergebnisse freundschaftlich ausgewogen. Die gesponserten deutschen Trikots wurden den ugandischen Gegnern geschenkt.
Das Baby-Haus hat sich nicht nur der zwölfjährigen Theresa eingeprägt. Die acht Babys im Alter zwischen zwei und drei Jahren sind Waisen oder Halbwaisen. Windeln kennen sie nicht. Belustigt berichtet Max, wie die Kleinen überall ihre “Spuren” hinterließen.
Gewöhnungsbedürftig war für Max ebenso die tägliche Körperpflege mit kaltem Wasser — oder gar nicht. Lediglich der zweitägige Ausflug in den Nationalpark eröffnete die Option, warm zu duschen. Allerdings nicht in einer Kabine mit Mischbatterie, sondern in einem Häuschen, wo von einem Duschkopf eine Leitung zu einem ausrangierten, mit Wasser gefüllten Öltank führte. Darunter war eine Feuerstelle betoniert.
Ernährt hat sich Max fast nur von Melonen, Ananas und Reis. Die typischen Kochbananen schmeckten zwar manchen Reiseteilnehmern. Aber sein Fall waren sie nicht. Weder gekocht, noch im Feuer gebraten.
Viel Englisch konnten die Kids nicht. Aber die Kommunikation klappte irgendwie. Die Afrikaner lernten Deutsch. Die Deutschen Afrikanisch. Und der Rest war Gebärde. Bei einer Bootstour begegnete die Gruppe einer Nilpferdherde mit ihrem Nachwuchs, andere sahen ein Krokodil und einen abgemagerten Büffel. Auf einer Busrundfahrt beobachteten sie Zebras, Rinder mit riesigen Hörnern und Warzenschweine. Und abends im Restaurant gab es Affen, die Bananen und Marmeladegläser klauten oder Gläser umwarfen.
Abenteuerlich waren die Transporte mit dem Pick-up-Fahrzeug. Bei so vielen Weißhäutigen auf einer offenen Ladefläche liefen die Afrikaner herbei und riefen “Mzungo” , was so viel heißt wie “Weithergereister” .
Ein bisschen Afrika musste natürlich mit in den Koffer. Neben der Panga waren das Trommeln, um ab und an ein bisschen Uganda-Flair ins heimische Wohnzimmer zu zaubern. Sogar zwei Krokodilzähne wechselten den Kontinent. Sie sind Erinnerung an einen Besuch im Zoo, wo eine Tierpflegerin beim Putzen des Krokodilgeheges die beiden Zähne fand und den deutschen Besuchern als Andenken schenkte.
Entscheidend ist jedoch etwas ganz anderes: Man hat neue Freunde gewonnen und möchte unbedingt noch einmal nach Afrika.

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