Reutlinger General Anzeiger, 24. Oktober 2008

Schule – Eine Woche lang dreht sich in der Dußlinger Realschule alles um den schwarzen Kontinent:
Schüler kochen, basteln und lernen. Geld für Patenschulen gesammelt

Afrika ganz praktisch erlebt

VON ULLI PETRAT

DUSSLINGEN/GOMARINGEN/NEHREN. »Ich hab’ mit meiner Gruppe Omali gemacht. Das ist ein Nachtisch
aus Cornflakes, Rosinen, Milch und Zucker.« Zusammen mit seinem Klassenkamerad Jan Götz holt Luca
Hämmerle die heiße Auflaufform aus dem Backofen und präsentiert die afrikanische Nachspeise, die köstlichst duftet. »Und dann haben wir noch Tabulé gemacht, das ist ein Salat aus Couscous, Tomaten, Sojasauce, Zitronensaft, Olivenöl, Knoblauch und Zwiebeln«, zählt Luca die Zutaten auf. Der zwölfjährige geht in die Klasse 7a der Maria-Sibylla-Merian-Realschule auf dem Dußlinger Höhnisch. Die gesamte Klasse steht am Donnerstag zusammen mit Lehrerin Gesine Herwerth in der Küche und kocht im Rahmen der TOP-Woche afrikanische Speisen.
TOP steht für themenorientierte Projekte, erklärt Lehrerin Rose Kunz, die mit den Kollegen Dieter Brenzel und Bettina Kommer die Ideengeberin fürs Afrika-Projekt war. Und für die drei siebten Klassen ist Afrika, genauer gesagt Uganda, eine Woche lang »das« Thema. Denn die Schule unterstützt (der GEA berichtete) seit 2002 verschiedene Projekte in dem afrikanischen Staat. Derzeit wird der Kakutu Grundschule in Ostuganda durch Geldspenden geholfen. Geld, das die Kinder zusammen mit ihren Eltern und den Lehrern gemeinsam aufbringen.

Spielzeug aus Müll basteln
Joana Kimmich und Lea Kocher haben mit ihrer Gruppe Erdnüsse zerstampft und aus dem Brei eine köstliche Erdnusssuppe zubereitet. »Das hört sich außergewöhnlich an, schmeckt aber ganz toll«, erklärt die 13-jährige Joana. Die Rezepte sind aus einem Kochbuch der Hilfsorganisation »Tukolere Wamu«, die sich speziell um kleine, begrenzte Projekte kümmert. Deren Gründerin, Gertrud Schweizer-Ehrler, war früher Missionarin. Sie ist während der Woche anwesend und redet mit Schülern übers Thema »Erwachsen werden in Afrika«.

Jede der drei Klassen ist an einem Tag der Woche mit Kochen dran, an einem anderen Tag wird zusammen mit Gertrud Schweizer-Ehrler etwa aus Müll Spielzeug gebastelt oder eine Trommel gebaut. Draußen zeigt Mutter Petra Reicherter Schülern der anderen Klasse sieben, wie ein Baby – dargestellt durch eine Puppe – mit einem Tuch auf dem Rücken getragen und gleichzeitig ein Korb mit Mais auf dem Kopf balanciert wird. Zudem müssen die Jugendlichen Wasser auf dem Kopf transportieren.
Jede der Klassen fährt zudem nach Reutlingen ins entwicklungspolitische Zentrum EPIZ, wo es auch ums Thema Afrika geht. Und jede Klasse macht ein Projekt, um Geld für die Patenschule zu organisieren. Die 7a etwa sammelte Obst und verkaufte es an den Obst- und Gartenbauverein, der daraus den Gomaringer Apfelsaft machen lässt. Eine andere Klasse backte Kekse, die an die Eltern verkauft werden. Diese dürfen am heutigen Freitag schauen, was ihre Sprösslinge in der Woche erarbeitet haben. Eine Klasse kocht afrikanisch und verkauft die Speisen. Die 7b verkauft zudem ein selbst erarbeitetes Kochbuch. (GEA)

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