Badische Zeitung, 29.06.2022: Wie ein kleiner Verein aus Gallenweiler große Projekte in Afrika stemmt

“Tukolere Wamu” heißt der Verein mit Sitz im Markgräfler Dorf. Er überweist über einer Viertelmillion Euro für Selbsthilfe-Projekte in Afrika – pro Jahr. Jetzt veranstaltet er nach langem wieder ein Fest.

Ein internationaler Verein mit Sitz im kleinen Gallenweiler arbeitet im Stillen, dabei bewegt er lauter gute Dinge und überweist im Jahr stattliche 280 000 Euro an Selbsthilfe-Projekte südlich der Sahara. Jetzt richtet “Tukolere Wamu” nach vier Jahren erstmals wieder Afrikatage aus. Bei dem Fest will der Verein auch seine Arbeit vorstellen – und die schönen Seiten Afrikas wie Essen, Musik, Mode und Lebensfreude.

Gertrud Schweizer-Ehrler ist die Vorsitzende des Vereins und gerade von Malawi nach Gallenweiler zurückgekehrt, wo die 61-Jährige mit ihrem Mann wohnt. Die beiden haben 1995 den Verein mitgegründet und quasi mitgebracht, als sie in Josef Ehrlers Heimat zogen. “Tukolere Wamu” heißt frei übersetzt “wir arbeiten zusammen” und hat rund 360 Mitglieder. Die leben in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sagt die Vorsitzende. “Aber ich glaub’, die Dichte ist am höchsten in Gallenweiler.” Auch die Umgebung ist gut vertreten.

Geld nur für nachhaltige Vorhaben

Schweizer-Ehrler ist Beraterin für Entwicklungszusammenarbeit, tätig für die Organisation Salem International und für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Angefangen hat sie als junge Kinderkrankenschwester in Uganda, wo auch ihr Mann Entwicklungshelfer war.

Zurück in Deutschland wollten sie sich weiter engagieren, und gründeten mit Gleichgesinnten den Verein, der vor allem Bildung und Gesundheit fördert, Armut mildert und dazu mit lokalen Partnern arbeitet. Die Menschen wissen am besten, was sie brauchen, sagt Schweizer-Ehrler. “Unser Job ist es, das Geld dafür zu beschaffen und zu prüfen, ob die Projekte nachhaltig sind.”

Das Jahresbudget stammt von Spenden vieler Menschen
Die ersten Projekte entstanden in Uganda, dann in Kongo, wo Schweizer-Ehrlers Onkel Missionar war, inzwischen gibt es Projekte in 13 Ländern, das meiste Geld fließt nach Uganda und Togo. Und wo kommt es her? “Von vielen kleinen Menschen, auch von Aktiven, die nicht im Verein sind”, erklärt die Vorsitzende. Großspender wie die Oberle-Stiftung in Staufen und den Neuenburger Norbert Schaub, der eine ganze Realschule unterstützt, gibt es wenige.

Auch in Togo hat der Verein einen Partner, der Vorsitzende Momo Adzagba will zum Afrikafest nach Gallenweiler reisen und berichten, beispielsweise von der Bouré-Schule, die ein Sturm zerstörte. Der Aufbau von vier Klassenzimmern kostet 20 000 Euro – nur ein Projekt von so vielen, dass man keinen Überblick geben kann, nur Beispiele: Tukolere Wamu stattet ein Gesundheitszentrum aus, finanziert Saat und Geräte, damit eine Schule einen Garten für das Essen anlegen kann, hilft die Presse einer Druckerei zu reparieren.

Afrikatage am Wochenende

“Unsere Projekte sind Erfolgstorys”, sagt Gertrud Schweizer-Ehrler. Und sie erzählen sie von der harten Realität, etwa im Ostkongo. “Es fing friedlich an mit einem Jugendzentrum”, so die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, “dann kam Ebola, der intensivierte Bürgerkrieg und Corona.” Aus Bildungs- wurde Nothilfe. Der Verein will beim Fest Projekte erläutern, vom Ostkongo soll Missionar Peter Ekutt berichten.

Die Arbeit in Afrika läuft, bis auf eine Angestellte, ebenso ehrenamtlich wie die im Verein. Weil Spender und Aktive den Wunsch hatten, Projekte und Länder kennenzulernen, fing Schweizer-Ehrler an, Reisen zu organisierten. In Malawi hat sie gerade einer Gruppe Projekte wie den Bau einer Schule samt Straße gezeigt – “und die Schönheiten Malawis, im Baumhaus wohnen, Elefant unter uns”.

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