Badische Zeitung, 5. April 2007

Verein “Tukolere Wamu” berichtet von der vierten Projektreise nach Uganda / Warenaustausch dient Selbsthilfeprojekten

Von unserer Mitarbeiterin Sabine Model

HEITERSHEIM. Diesmal waren es 18 Uganda-Reisende. Die vierte Projektreise ins Salem-Dorf bei Mbale mit der “Tukolere Wamu”-Vorsitzenden Gertrud Schweizer-Ehrler war von der Teilnehmerzahl her die bisher größte. Jeder flog mit zwei Koffern und rund 45 Kilogramm Reisegepäck. Nicht wegen der zwei Wochen Aufenthalt, sondern um Transportkosten für das Material der Selbsthilfeprojekte zu sparen. Auch auf dem Rückflug waren die Koffer randvoll. So kommen Waren für den Dritte-Welt-Laden günstig nach Heitersheim.

Hella Boteram aus Staufen brauchte viel Platz. Die “Uganda-Erfahrene” hatte vor der Reise eine Anzeige geschaltet und bekam Hochzeitskleider mit Accessoires geschenkt, die sie für ein Verleih-Projekt mitnahm. Meistens findet Heirat in Uganda nur per Übergabe des Brautgeldes statt, zumal viele Männer mehrere Frauen haben. Einige gehen auch zum Standesamt. Die wenigsten Christen heiraten kirchlich. Das ist eine Kostenfrage. Der Brautkleidverleih für 15 Euro soll das erleichtern. Der Reinerlös aus dem Verleih fördert benachteiligte Kinder. Bei der nächsten Reise sollen abgelegte Kommunionskleider für Brautjunfern dazu kommen.

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Als Afrika-Fan gönnte sich Reingard Huber aus Staufen die Reise zum 50. Geburtstag. Sie lernte so ihr Patenkind kennen und möchte ihre standesamtliche Heirat noch in diesem Jahr im nächsten Jahr in Uganda kirchlich besiegeln.

Nils Lotz aus Ballrechten-Dottingen bekam im Jahr 2005 beim 1. Afrikatag von Tukolere Wamu in Gallenweiler Kontakt zum Verein. Auch er übernahm eine Patenschaft und flog mit. Der Techniker machte sich unter anderem bei einem Impfprojekt für Säuglinge und Kleinkinder nützlich. Mit dem Fahrrad begleitete er einen Medical Officer zu Hausbesuchen und in den Busch.

Zum ersten Mal in einem Entwicklungsland staunte Michaela Exner aus Müllheim über die traumhafte Natur und das unvorstellbare Elend der Menschen, die trotzdem zufrieden und freundlich sind. Die dreifache Mutter würde sich wünschen, ihren Kindern vermitteln zu können, das alles mehr zu schätzen, was für uns selbstverständlich erscheint.

Da die Lebenserwartung in Uganda wegen Malaria und Aids nur zwischen 41 und 44 Jahren liegt, gibt es relativ wenig alte Menschen. Die aber genießen hohen Respekt. Doch nur wer in leitender Stellung  gearbeitet, eine Rente erkämpft und Kinder möglichst im Ausland in gut dotierten Positionen hat, kann einigermaßen leben. Ramona Engert aus Bad Krozingen besuchte ein solches Ehepaar aus der Kolonialzeit und wunderte sich über die Ehrfurcht, die es den Deutschen entgegenbrachte.

Dass die Afrikaner mehr für den Augenblick leben und weniger an morgen denken, zeigt sich unter anderem beim Ziegelbrennen. Das einträgliche Projekt erschließt die Möglichkeit, ein Haus aus Stein zu bauen und weitere Ziegel zu verkaufen. Für das Brennen wird aber sehr viel Holz benötigt. Ans Aufforsten denkt aber niemand. Die Ressourcen werden knapper und das Klima verändert sich. Doch weitsichtige Planung ist gegen die Afrika-Mentalität, hat Ernst Herold aus Sallneck festgestellt.

Auf der anderen Seite beweisen die Afrikaner ungeheure Kreativität beim Recyceln, erlebte Manfred Biedermann aus Bad Krozingen. Schuhe aus Autoreifen sind nur ein Beispiel. Aber sie trafen auch einen Mann ohne Beine, dem Tukolere eine kleine Werkstatt eingerichtet hat. Er hat Schuster gelernt und betreibt heute ein Geschäft, das seine Familie ernährt.

Für den neuen Kindergarten, der aus dem Advent-Lichter-Erlös in Heitersheim finanziert wird, steht bereits das Fundament und der Spielplatz ist fast fertig. Die Spende für die Ausstattung einer Schreiner-Lehrwerkstatt in Norduganda wurde dem Chef der Gruppe übergeben.

Bei allen touristischen Akzenten fühlten sich die Reiseteilnehmer am Ende als Botschafter für Uganda. Und weil die Hilfe stets wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkt, wollen fast alle noch mal hin. “Ich habe dort mehr gelernt, als ich den Menschen geben kann” , resümiert Reingard Huber. “Wir sollten viel häufiger afrikanisch reagieren und schauen, wie gut es uns geht.”

Artikel als PDF-Datei und Bilder von der Reise