Badische Zeitung, 7. Mai 2009

Dort fängt Afrika erst richtig an

HEITERSHEIM. Auch in diesem Frühjahr hat Gertrud Schweizer-Ehrler, Vorsitzende des Afrikavereins “Tukolere Wamu”, eine Projektreise nach Uganda organisiert. Doch diesmal gab es mehr. Einige Teilnehmer verlängerten den Aufenthalt für einen Besuch in Ostkongo. “Dort fängt Afrika erst richtig an”, ist die Reiseleiterin überzeugt.

Vor Jahren hatte Tukolere über den Filmemacher Jörg Koehler Kontakte zu den Missionaren der Missionsgemeinschaft “Weiße Väter” aus Köln geknüpft, die in der Demokratischen Republik Kongo tätig sind. Spontan wurden einige Projekte unterstützt. Da der damalige Verbindungsmann Pater Josef Schick aus Muggensturm 2005 starb, gab es keine Rückmeldungen mehr. Jetzt war es an der Zeit, die Projektarbeit zu begutachten.

Die Einladung der “Weißen Väter” war jedoch verhalten. Denn weite Teile des Kongos werden immer noch von brutalen Rebellen oder ausländischen Gruppen kontrolliert. Wenngleich seit kurzem ein wenig entspannter, ist die Lage doch immer noch unsicher. Es herrschen ethnische Gegensätze, Hass und Kommerz. Denn eigentlich ist die Republik Kongo ein reiches Land mit begehrten Bodenschätzen wie Gold und Diamanten. Aber die politischen Wirren der letzten 15 Jahre haben es verarmen lassen. Auch die “Weißen Väter” durchlebten schwere Zeiten, bewegen sich aber souverän zwischen den Fronten.

Auf den Spuren von Pater Schick nahm Walter Dahringer aus Muggensturm an der Projektreise teil.

Im Land selbst täuschte die traumhafte Landschaft mit Seen und Bergen nicht über das Elend Tausender Flüchtlinge hinweg. Menschenmassen, Chaos und “Straßen wie frisch gepflügter Acker”, Familien hausen in Verschlägen hinter löchrigen Planen. Aggression, Unruhe und Drohungen allenthalben. Politisch läuft hier nichts. Umso größer ist Walter Dahringers Achtung vor der Leistung der acht Patres zwischen 60 und 80 Jahren, die hier gefährlich und spartanisch leben, aber im sozialen Bereich viel bewegen.

Von Tukolere unterstützt wird seit 2007 ein Behindertenheim mit Ausbildungsmaterial. Die Unterbringung der Kleinkinder ist jedoch schockierend. Der ugandische Projektleiter von Tukolere schlug deshalb vor, Gelder für Uganda dort zu verwenden. In einer von Rebellen zerstörten Schule hatte Tukolere den Bau von zwei Klassenzimmern finanziert. Eltern, Lehrer und Schüler dankten es den Gönnern aus Deutschland mit einer Ziege und 50 Eiern als Geschenk.

Ein anderer Priester hatte ein Motorrad gesponsert bekommen. Die Gäste konnten sich überzeugen, dass es gute Dienste leistet. Aber Schulen in der Gemeinde sind bisher nur den Jungen vorbehalten, eine für Mädchen ist im Aufbau und benötigt noch vier Schulräume. Andernorts war in einem Kindergarten ein Gartenbauprojekt begeistert angenommen worden. Ein Pater möchte in seiner Pfarrei einen Kindergarten und eine Grundschule bauen. Es gibt viel zu tun.

Vordringliches Ziel ist es jedoch, in der Region den Frieden zu fördern. Pater Benno Baumeister, Provinzial der “Weißen Väter” in Bukavu, möchte in der Pfarrei von Pater Clemens Knobelspies drei jungen Chören ermöglichen, ihre versöhnende Musik vielen Menschen zugänglich zu machen. Für Instrumente und den Aufbau eines Aufnahmestudios braucht er 6000 Euro.

Zugunsten dieses Kongo-Projekts “Musik für den Frieden” hat kürzlich das “Ensemble Medici” in der Evangelischen Kirche Heitersheim bei einem Benefizkonzert 500 Euro eingespielt. Davon waren 395 Euro Spenden und 105 Euro Erlös vom Getränkeverkauf, den die Eckerlin Scheune in Gallenweiler zur Verfügung stellte. Da ein Heitersheimer Bürger anlässlich seines 50. Geburtstages weitere 500 Euro spendete und am Dorfflohmarkt von Tukolere Wamu 750 Euro für das Projekt erwirtschaftet wurden, sind bereits 1750 Euro zusammengekommen.

Vortrag: Am Dienstag, 26. Mai, wird Gertrud Schweizer-Ehrler um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Heitersheim einen Dia-Vortrag über die Situation im Ostkongo halten. Spendenkonto: Volksbank Herrenberg-Rottenburg, BLZ 60391310, Konto: 445357010.

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Als Dank für die Unterstützung beim Bau von zwei Klassenzimmern in einer Grundschule in Ostkongo bekam Gertrud Schweizer-Ehrler, Vorsitzende des Vereins Tukolere Wamu,  bei ihrem Besuch im Frühjahr eine Ziege geschenkt.  | Foto: Privat

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