Brücke (ZG-Zeitschrift), Dezember 2008

Hilfe zur Selbsthilfe in Uganda

von Willi Strohmeier, ehemaliger Mitarbeiter des Maiswerks Heitersheim

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Von ehemaligen Entwicklungshelfern aus Heitersheim/Gallenweiler wurde vor 13 Jahren “Tukolere Wamu”, Gemeinsam für eine Welt, ein Verein zur Förderung von Selbsthilfe Initiativen in Afrika gegründet und weiterentwickelt. Bis heute wurden über 80 verschiedene Projekte in Uganda und der Demokratischen Republik Kongo in Problembereichen wie z. B. im Ernährungs-und Gesundheitswesen, AIDS-Bekämpfung, Kleinkinder-und Behindertenbetreuung, Schulbildung und Arbeitsbeschaffung betreut und gefördert.

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Als ehemaliger Saatgutmanager hat mich besonders die Entwicklung der Landwirtschaft interessiert. Mit Ausnahme der nördlichen und nordöstlichen Landesteile kann Uganda fruchtbar sein, wenn nicht anhaltende Dürre oder wie im Oktober 2007 außergewöhnliche Überflutungen die Ernte und die Infrastruktur vernichten. Als wichtigstes Lebensmittel muss die Versorgung mit sauberem Trinkwasser gesehen werden. In der Regel steht Quellwasser zur Verfügung, das jedoch überwiegend aus oberflächlichen Quellen kommt. Deshalb besteht die Gefahr der Verschmutzung und Verseuchung durch Bakterien bei üblichen Temperaturen von 25° – 30°C. Ohne Reinigung und Filterung sollte das Wasser nur abgekocht getrunken werden. Ohne Hilfe von außen sind die Dörfer nicht in der Lage, die Wiederherstellung und Verbesserung einer gesunden Wasserversorgung zu bauen. Durch Initiative von “Tukolere Wamu” wurden die Ausbaumaßnahmen angeregt und gefördert. Dank einer Spendenaktion der kath. Pfarrgemeinde Heitersheim konnten die Projekte verwirklicht werden. Unsere Reisegruppe
konnte vor Ort die Fortschritte und Notwendigkeiten der Brunnenbau Maßnahmen in Augenschein nehmen. Die verantwortliche Sozialarbeiterin erläuterte, was in Eigenleistung durch die Einwohner geschehen kann und wo der Spendeneinsatz fachtechnisch unabdingbar ist.

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Die kleinstrukturierte Landwirtschaft spielt für die tägliche Ernährung eine große Rolle. Bis zu 90 % der Bevölkerung der etwa 30 Mio. Einwohner leben direkt oder indirekt von der Landbewirtschaftung. Fast jede Familie im Dorf und in der Stadt hat irgendwo im Busch ein kleines Stück Land mit Bananen, Kassawa, Süßkartoffeln oder Reis, dazu einige Hühner, Ziegen und wenn es gut geht noch eine Kuh. Mit diesen Erzeugnissen versorgen sie den kleinen Straßenmarkt. Im Verlauf der Projektbesuche kamen wir mit dem Landwirt Tom Waganiala ins Gespräch. Der Absatz kleiner Mengen seiner Produkte über den örtlichen Markt erzielt nicht genug Einkommen für seine Großfamilie.

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Höhere Erzeugerpreise können nur mit größeren einheitlichen Lieferpartien am überregionalen Markt erzielt werden, auch im Wettbewerb mit dem Außenhandel. Im Jahre 2007 hat er zusammen mit 30 Farmern zur Selbsthilfe gegriffen, indem er eine Bauerngemeinschaft “enkumpi” was soviel heißt wie “Hacke”, eine Art Genossenschaft, gründete.

Die Zielsetzung lautet:
• Die wirtschaftliche Selbständigkeit der Bauern erhalten.
• Die Lebensbedingungen der Familien verbessern
• Die kinderreichen Familien von AIDS und sonstigen Krankheiten zu befreien und vorbeugend zu schützen.
Die Geschäftsbedingungen beinhalten:
• Mitgliedsbeitrag
• Ein Garten als Grundlage zur Demonstration der Fachberatung
• Vergabe von Kleinkrediten bis zur Ernte
• Vermarktung einer breiten Produktpalette (Reis, Erdnüsse, Hirse u. Kassawa/Maniok)
• Fachberatung auch für Obstanbau,z. B. Koch-und Süßbananen, Zitrusfrüchteund verbesserte Mangos.

Solche Begegnungen mit Menschen in einem benachteiligten Land und Kontinent öffnen uns die Augen und veranlassen uns, Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützen. Nicht bevormunden und besser wissen, sondern auf gleicher Augenhöhe Kontakte pflegen und deren Leistungen anerkennen und helfen, wo die Hilfe erforderlich ist.

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