Mitte August machten sich rund 36 Interessierte aus Baden-Württemberg und Bayern, sowie 4 Personen aus Österreich, auf den Weg zum Frankfurter Flughafen.
Ziel war ein Nachtflug mit Emirates Airlines via Dubai nach Entebbe/Uganda.
Organisiert hatte diese Begegnungsreise die Vorsitzende von Tukulore in Gallenweiler, Frau Gertrud Schweizer-Ehrler, die seit Jahren das Kinderdorf SALEM in Mbale mit allem Erforder lichen unterstützt. Da sie selbst mehrere Jahre am Aufbau des Dorfes beteiligt war und das Kran kenhaus leitete, welches sie mit aufgebaut hat, war ihre umsichtige Reiseleitung für die Gruppe von größter Wichtigkeit.
Das SALEM Projekt betreut überwiegend Waisen und bedürftige Kinder aus der Umgebung. Kleine Kinder ohne Eltern sind ganztags in einem Kindergarten untergebracht. Sobald sie das Schulalter erreicht haben, können sie eine der angegliederten Schulen besuchen.
Mädchen, die einen guten Schulabschluss vorweisen können, bietet sich im angeschlossenen öffentlichen Krankenhaus eine Möglichkeit für eine Ausbildung zur Krankenschwester. Frauen können in der angeschlossenen Schneiderei nähen lernen, um sich später einen Lebensunterhalt zu verdienen.
Während unseres Aufenthaltes im Dorf konnten wir zahlreiche Projekte kennenlernen.
Wir hatten Gelegenheit, mit den Mitgliedern einer Frauengruppe Schmuck anzufertigen, unter der Anleitung von Dorfgesundheitshelfern einfache Vorrichtungen für eine bessere Hygiene zu erstellen oder einfach zuzuschauen, wie mit flinken Fingern mittels fußangetriebener Nähmaschinen Kleider und Hemden entstanden.
Einige aus unserer Besuchergruppe nutzten die Gelegenheit und ließen sich maßgeschneiderte Textilien anfertigen, die pünktlich vor der Abreise fertig waren. Die hübschen einheimischen Stoffmuster und günstige Preise verführten geradezu.
Damit auch Lehrkräfte und Kinder an der Begegnungsreise teilnehmen konnten, war ein Termin während der Ferienzeit gewählt worden. In unserer Reisegruppe waren l 3 Kinder und Jugendliche, die mit Kindern von ugandischen Partnerfamilien schnell bei Spiel und gemeinsamen Aktivitäten vertraut wurden und getrennt von den Erwachsenen eigene Programme durchführten.
Vom Dorf aus unternahmen wir mit dem “School Bus” zahlreiche Ausflüge in die weitere Umge bung. So konnten wir den berühmten Murchisan Nationalpark, einen der spektakulärsten Parks ganz Afrikas, mit dem umfassendsten Tierbestand Ugandas, besuchen. Hier sahen wir erstmals den längsten Fluss der Erde, den Nil, an den Murchisan Wasserfällen. Ein recht spektakuläres Natur schauspiel. Am Folgetag konnten wir bei einer Bootsfahrt auf dem bereits breiten Fluss, Nilpferde, Krokodile, Elefanten und viele bunte Vogelarten beobachten.
Bei der Anreise zum SALEM Dorf verbrachten wir eine Nacht in einem Familienzentrum der Comboni Missionare in Lira. Am Abend fand im Freien ein Treffen mit dem katholischen Bischoff, mit Mitarbeitern des örtlichen „Radio Wa“ und Einheimischen statt. Es diente der Kontaktaufnahme und für eine Sendung über unseren Besuch im Radio. Unsere Jugend hatte extra ein lustiges Volkslied einstudiert, welches am nächsten Tag, als wir in Lira das bescheidene Studio des Senders besuchten, über den Äther ging.
Während unseres mehrtägigen Aufenthalts im Dorf hatten wir Gelegenheit, an diversen sozialen
Projekten teilzunehmen. So wurden uns Jugendliche vorgestellt, die sich um eine Patenschaft für Ihre Berufsausbildung, z. B. zur Krankenschwester, beworben hatten.
Ein ugandischer
Sozialarbeiter übersetzte die Gespräche, wenn es im Englischen nicht richtig weiterging.
Bei diesen Gelegenheiten konnten wir uns auch ein Bild von den bescheidenen Lebensumständen eines Großteils der Bevölkerung machen. Auch die Situation der Frauen, die häufig unverheiratet für eine Schar Kinder sorgen müssen, wurde überdeutlich. Viele Männer arbeiten als Wander-arbeiter und leben an verschiedenen Orten mit anderen Frauen zusammen.
Der Optimismus der Bevölkerung, die in der Vergangenheit viel Schlimmes mitgemacht hat, ist auffallend und kann als ein großes Plus für dieses Land verbucht werden. Überall trifft man auf lachende Gesichter. Weiße Besucher, die als “Muzungu” bezeichnet werden, waren ständig von Kinderscharen umgeben. Überall wurde gerufen “how are you!” Bereits die Allerkleinsten begrüßten uns mit diesem Ruf.
Saubere Dörfer und relative Ordnung in den Gehöften mit frei herumlaufende Haustieren
(Kühe, Ziegen, Geflügel) zeugten von bescheidenem Wohlstand.
Die fruchtbare Erde erlaubt zwei Ernten jährlich und dürfte die Bevölkerung ausreichend ernähren. Bettler und Slums wurden auf unseren Routen nicht gesehen.
An einem Sonntag besuchten die Teilnehmer sowohl einen katholischen als auch einen protestant. Gottesdienst in den nahegelegenen einfachen Kirchen. Der protestantische Fest-Gottesdienst dauerte aller¬dings gute 2,5 Stunden, was besonders unsere Jugend auf eine harte Geduldsprobe stellte. Beeindruckt waren wir vom lebhaften Temperament des Predigers, welches leicht vergessen ließ, dass wir uns in einem Gotteshaus befanden.
Weitere Höhepunkte waren Wanderungen zu den bekannten Sipi Wasserfällen. Von einem etwa ca.
2000m hohen Plateau stürzt sich ein nicht versi egender Strom über 3 Stufen bis auf 1800 m herab. Damit verbunden war der Besuch eines Bergdorfes. Die dort aktive Frauengruppe präsentierte sich mit Gesang und traditionellen Tänzen, u.a. wurde das aus ethnischen Gründen praktizierte Beschneidungsritual bei 15-16 jährigen Burschen auf recht drastische Weise als Tanz vorgeführt. Eine andere Gruppe besuchte eine Kaffeeanbau-Cooperative. Dort konnte sie den Anbau der auch bei uns bekannten Kaffeesorte “Arabica” von der Ernte bis zum fertigen Getränk kennenlernen.
Das Dorf SALEM stellte bei einem Thementag diverse Einrichtungen vor.
So konnten unter fachkundiger Führung das Gesundheitszentrum, Landwirtschaft und Baumschule begutachtet werden. Das Pflanzen von Bäumen ist ein wichtiges Anliegen von SALEM. Förderungen von ländlichen Projekten gehen meist mit der Verpflichtung einher, eine größere Anzahl Baum-Setzlinge anzupflanzen und zu pflegen. Das Wachstum dieser Setzlinge wird in
den Folgejahren von SALEM Mitarbeitern kontrolliert.
Am Abschlussabend veranstalteten Mitarbeiter und Freunde des Dorfes eine bunte “African Night”. Im Freien wurden typische Musik und Tänze vorgeführt. Auch die Jüngsten wiegten sich zu den mitreißenden Rhythmen. An einem großen Lagerfeuer klang der Abend bei Hirsebier aus.
Vor dem Rückflug ab Entebbe wurde für eine Nacht ein landestypisches Quartier am Victoriasee
bezogen. Eine Bootsfahrt in den Sonnenuntergang unter dem Äquator, der bekanntlich genau über den See verläuft, beeindruckte insbesonders die Uganda-Neulinge und vermittelte einen unver-gesslichen Eindruck über ein Entwicklungsland, welches noch einen weiten Weg vor sich hat,
bis es vom Tourismus entdeckt werden wird.
Die derzeitige Infrastruktur dürfte bestenfalls für Rucksack-Touristen ausreichend sein.
Der größte Teil des Straßennetzes hat diesen Namen nicht verdient und verwandelt si ch nach
Regenfallen in schlammige Rutschbahnen.
Die Naturschönheiten , die üppige Vegetation, das milde Klima (25-27 Grad) im meist flachen Hochland (ca 1200 m) und der Optimismus der liebenswürdigen Bevölkerung lassen jedoch auf eine bessere Zukunft hoffen.
Weitere Infos:
Tukolere Wamu, gemeinsam für Eine Welt e.V.: www.tukolere-wamu.de
SALEM International fördert die Arbeit des ugandischen SALEM-Dorfes. www.saleminternational.org
Tugnde Begegnungsreisen: www.tugende.org
Oder Infos bei Gertrud Schweizer-Ehrler, ehrler(at)tukolere-wamu(dot)de oder 07633/82150