Beim 20. Gallenweiler Dorfflohmarkt trotzen die Menschen dem trüben Wetter
HEITERSHEIM-GALLENWEILER. Frühling war am Sonntag temperaturtechnisch nicht wirklich viel. Dafür aber eine ganze Menge Fest und noch mehr Dorfflohmarkt. Zum 20. Mal kehrten die Gallenweiler das Innere der Häuser nach außen und verkauften alles, was just in dieser Familie nicht mehr gebraucht wurde, dafür bei anderen vielleicht umso willkommener ist. Die Idee dahinter, sinnvoll zu recyceln, kommt an. Flohmarkt-Fans kennen deshalb kein Wetter. Sie sind immer unterwegs und reisen von überall an. Zum siebten Mal fand dieser unter dem Dach eines Frühlingsfestes statt.
Vor vielen Jahren gab es mal den Aufkleber “Kai Sau chennt Gallewiiler”. Aber das war gestern. Inzwischen mutiert der kleine, kreative Heitersheimer Stadtteil am Frühlingsfest mit Dorfflohmarkt zur Hochburg des Besonderen. Eingekesselt und vollgestopft mit Autos, Fußgängern und Radfahrern ist kaum ein Hin- und Durchkommen. Egal, was im regionalen Umfeld an Veranstaltungen angesagt sind. Kennzeichen aus Sigmaringen, Oldenburg, Schleswig-Holstein, Hessen, Polen und Mecklenburg-Vorpommern stehen in den Blechschlangen am Rande der Zufahrten. Schnäppchenjäger auf der Pirsch nach dem Ausgefallenen.
Eine südamerikanische Brise “Finest Oldtime Goodies” wehte mit dem Debüt-Auftritt der Southern Breeze Combo durch den Ort. Verblüfft blieben die Menschen stehen, um Markus Kaufmann und Jürgen Schindler zuzusehen und zuzuhören, wie sie “I Got Rhythm” und mehr bluesig, jazzig, swingend mit Händen, Fingern, Mund und Füßen umsetzten. Zwei Männer und 25 Instrumente zwischen urigen Original-Kaffeesäcken als Deko mit Country and Folk im Blut. Ingrid Wulff, Ideengeberin und Motor des Dorfflohmarktes hatte die Musiker auf dem ZMF aufgetan und die beiden Profis für eine Image-Show in Gallenweiler gegen “Hutgeld” gewonnen. Ohne Frage ein unterhaltsamer musikalischer Glücksgriff, der neben der Blasmusikjugend mit Nicola Müller und Kampfkunst-Darbietungen von Dieter Kohlhepp eine absolute Bereicherung darstellte.
Wer nicht gerade in den Seitenstraßen der Wohnquartiere Kartons und Kleiderständer durchstöberte oder um Preise feilschte, konnte sich beim Bürgerhaus von Tukolere Wamu, Kinderclub und Bürgerverein verwöhnen lassen. Flammkuchen aus dem Holzofen, Kaffee und Kuchen, aber auch Bücher und Spielzeug für einen symbolischen Obolus dienten mit ihren Erlösen den Vereinen und einem guten Zweck im Ostkongo, wo ein Jugendzentrum mit einer Solaranlage ausgestattet werden soll.
Mehr zu erfahren war über das Engagement in Togo, Äthiopien und Uganda im Rahmen von Filmen und Bildern aus den Tukolere-Projekten. Durchaus kritisch bewertete Nils Lotz bei seinem Vortrag über Äthiopien die dortigen hohen Investitionen der Chinesen in strategische Infrastrukturen, die der Regierung nutzen, der Bevölkerung aber keine Arbeit und Einkommen bringen. Umso unverzichtbarer ist die Hilfe zur Selbsthilfe, damit diese Menschen eine Lebensgrundlage erhalten.
Not dort. Überfluss bei uns. Trockenen Fußes konnten die Gallenweiler Gäste ihre Trophäen nach Hause transportieren. Der meteorologisch eigentlich eher trübe Tag, ließ die Augen der Veranstalter dennoch leuchten. Und so mancher Keller und Dachboden hat jetzt wieder etwas mehr Platz. Was in der Kasse klingelte, darf nun wieder neuem Konsum zugeführt werden.
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