Badische Zeitung, 14.06.2018: Mit einem Fuß in Afrika

Der Verein Tukolere Wamu veranstaltet in Gallenweiler am kommenden Wochenende die Afrikatage / Vereinsgründerin Gertrud Schweizer-Ehrler lebte lange in Uganda.

HEITERSHEIM-GALLENWEILER. Das schwülwarme Wetter zuletzt lässt an Afrika während der Regenzeit denken. Die perfekte Kulisse also für die Afrikatage, die am Wochenende in Gallenweiler stattfinden. Veranstalter ist der Verein Tukolere Wamu.

Tukolere Wamu ist einer von gerade einmal drei Vereinen, die es in Gallenweiler gibt. Er wurde 1995 von Gertrud Schweizer-Ehrler gegründet. Zuvor verbrachte sie viele Jahre in Afrika, lernte dort ihren Mann kennen und kehrte 1995 nach Deutschland zurück. Doch warum Afrika? “Ich habe im Alter von fünf Jahren beschlossen, dass ich nach Afrika will”, erinnert sich die Vereinsvorsitzende, die auf einem Aussiedlerhof im Schwäbischen aufwuchs. Ihr Onkel war Missionar im Kongo. Er kehrte alle zwei bis drei Jahre für einen Monat zurück in die Heimat und brachte den Duft der großen, weiten Welt mit.

Gertrud Schweizer-Ehrler plante ihr Leben fortan mit dem Ziel Afrika. Sie besuchte die Realschule und lernte dort Französisch, um für einen Kongo-Besuch gerüstet zu sein. Nach dem Schulabschluss wählte sie ihren Ausbildungsberuf entsprechend: Etwas mit Kindern, das war klar, aber als Erzieherin nach Afrika? Die Idee wurde verworfen, sie lernte Kinderkrankenschwester. Noch während der Ausbildung, im Alter von 19 Jahren, reiste sie mit Freundinnen zum ersten Mal nach Afrika zu ihrem Onkel, für die Dauer von sechs Wochen. Nach Abschluss ihrer Ausbildung arbeitete sie weiter an ihrem Ziel, mehr Zeit in Afrika verbringen zu können – im Mai 1985 wurde sie fündig: Per Zeitungsannonce suchte die Organisation Salem aus dem oberfränkischen Stadtsteinach eine Kinderkrankenschwester für Uganda. Am nächsten Tag erschien sie dort zum Vorstellungsgespräch und erhielt die Zusage.

Bereits im Juli startete sie zu ihrem einjährigen Aufenthalt, für den sie sich bei ihrer Arbeitsstelle in Tübingen hatte beurlauben lassen. Doch der Aufenthalt gestaltete sich extrem schwierig: Kaum war sie in Uganda, kam es zu einem Regierungssturz, was völlige Rechtlosigkeit bedeutete. Nur ein halbes Jahr später wiederholte sich das Ereignis, erneut herrschte komplette Unsicherheit. Hinzu kam, dass die junge Kinderkrankenschwester sich mit zwei Kollegen nicht besonders gut verstand, die Rückkehr nach Deutschland war ihr daher willkommen. Doch das Schicksal wollte es, dass der heute 57-Jährigen kurz darauf die Leitung eben dieses Salem-Gesundheitszentrums angeboten wurde, die beiden ungeliebten Kollegen waren inzwischen gegangen. Sie griff zu und trat erneut die Reise nach Afrika an.

Sogleich stieß sie auf neue Probleme: Ein Nomadenstamm stahl alle Kühe in der Umgebung. Das führte dazu, dass das Personal zwar des Geldes wegen zum Arbeiten erschien, mit dem Kopf aber nicht bei der Sache war. Diese Unsicherheit dauerte bis 1992/1993, erinnert sich die Gallenweilerin, die nach und nach anfing, die ungelernten Mitarbeiterinnen vor Ort zu Schwesternhelferinnen auszubilden. Bis heute hat sich aus diesen Anfangsbemühungen eine Krankenpflegeschule entwickelt, in der 150 Pflegekräfte ausgebildet werden.

Aus Vernunftgründen folgte die Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1995, inzwischen mit ihrem Ehemann, der mit einem anderen Projekt nach Afrika gereist war. Doch noch in Uganda wurde die Idee für einen Afrikaverein geboren, der gleich nach Rückkehr in Deutschland gegründet wurde, “um wenigstens einen Fuß in Afrika zu lassen”, erklärt Schweizer-Ehrler. Der Vereinsname “Tukolere Wamu” heißt auf Deutsch übersetzt “Wir arbeiten zusammen” und kommt aus der Sprache Luganda, die in Uganda neben vielen anderen Sprachen gesprochen wird. “Es gibt 40 Sprachen in Uganda”, berichtet Schweizer-Ehrler und erinnert sich, dass sie damals oft mit drei bis vier Übersetzern zusammengearbeitet hat, um die bis zu Hundert unterernährten Kinder, die an einem Tag kamen, behandeln zu können. Spricht sie selbst eine der Sprachen Ugandas? “So lange es sich um medizinische Begriffe handelt, kann ich zumindest viel verstehen!”, lacht sie.

Die Projekte, die der Verein in Ostafrika unterstützt, finanzieren sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Wobei die Hauptzeit für eingehende Spenden in den Monaten um Weihnachten herum liegt. Neue Mitglieder für den Verein gewinnt die Vorsitzende beispielsweise bei Reisen nach Afrika, wofür eigens der Reiseveranstalter Tugende Begegnungsreisen ins Leben gerufen wurde. Mindestens viermal im Jahr ist Gertrud Schweizer-Ehrler auf diese Weise als Reiseleiterin mit Kleingruppen in Afrika unterwegs und zeigt den Reisenden die Projektpartner vor Ort. Übernachtet wird gerne in Missionen, da man dort gut in Kontakt zur Bevölkerung kommt, viel erfährt, und das Geld für die Übernachtung noch der Mission weiterhilft.

Die Afrikareisen von Tugende sollen erschwinglich sein und eine breite Bevölkerungsschicht ansprechen. Da es bereits Stammreisegäste gibt, die schon mehr als zehnmal in Uganda waren, wurde der Ruf nach neuen Reisezielen laut. Über Kontakte, die die Vorstandsmitglieder und die anderen Vereinsmitglieder in die Nachbarländer Ugandas haben, weil sie teilweise selbst schon dort arbeiteten, kommt Tukolere Wamu auch zu neuen Projektpartnern und unterstützenswerten Projekten vor Ort, die dann natürlich auch besucht werden. Ziel des Vereins ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe. Laufende Kosten wie Strom oder Gehälter werden nicht übernommen, hingegen werden beispielsweise Klohäuschen oder Häuser für Lehrer gebaut oder andere dringend benötigte Gebäude.

Bei Afrikatagen Verein und seine Projekte kennenlernen

Die Afrikatage in Gallenweiler sollen Interessenten die Möglichkeit geben, den Verein und dessen Projekte kennenzulernen, was am Samstag bereits von 15 Uhr an bei der Mitgliederversammlung und Projektinformation möglich ist. Von 19 Uhr an findet die offizielle Eröffnung durch den Botschafter aus Uganda statt, es gibt akrikanische Leckereien, eine Cocktailbar, und bei einer Modenschau für Erwachsene werden die farbenfrohen Gewänder präsentiert. Natürlich darf auch landestypische Musik nicht fehlen.

Am Sonntagnachmittag ist ebenfalls buntes ein Programm mit Musik, Trommeln und Kindermodenschau angesagt. Während beider Tage können Kinder sich auf der großen Kistenrutsche vergnügen, und ein Kunsthandwerkermarkt lädt zum Staunen und Einkaufen ein.

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