Badische Zeitung, 19.06.2018: Aus Liebe zum bunten Kontinent

In Gallenweiler sorgten die Afrikatage für exotisches Flair und machten Lust auf die Vielfalt des Kontinents.

HEITERSHEIM-GALLENWEILER. Wie bunt und vielseitig Afrika ist, ließ sich am Wochenende bei den Afrikatagen in Gallenweiler erleben, die der Verein Tukolere Wamu veranstaltete. Ein Grund für die Veranstaltung war natürlich, den Mitgliedern und anderen Interessierten zu präsentieren, welche Projekte wo unterstützt werden, wie es dort voran geht und was sonst Neues geplant ist.

Auch bei Vorträgen, teilweise auch mit Kurzfilmen, über Uganda, Togo und Sansibar am Sonntag bot sich die Gelegenheit, tiefer in den schwarzen Kontinent einzutauchen, mit den Vereinsmitgliedern ins Gespräch zu kommen, oder Ideen für neue Reiseziele zu sammeln.

Wie eine schöne Blume die Bienen anzieht, zog der Verkaufsstand mit afrikanischer Kleidung die Besucher an. Egal ob Hemd, Hose, Bluse oder Kleid, die für Europäer ungewohnt bunten Farben und Muster auf den Stoffen muteten auf jeden Fall exotisch an. Wie die bunten Kleidungsstücke am Menschen getragen aussehen, ließ sich bei den Modenschauen herausfinden. Am Samstagabend waren die Erwachsenen an der Reihe und hatten einen Mordsspaß dabei, in die Rolle eines Models zu schlüpfen und sich in völlig ungewohnter Kleidung, manchmal noch ausgestattet mit einer Umhängetasche, einem Besen oder einem Kamm, zu präsentieren. Die Besen haben – für uns völlig ungewohnt – keinen langen Stiel, sondern nur eine Haltevorrichtung für die Hand, was aber die Models nicht daran hinderte, sogleich dem Schmutz auf dem Boden damit zu Leibe zu rücken. Besonders viel Applaus erhielten die drei Damen aus Eritrea, die sich in wunderschöne Kleider gehüllt hatten, die man dort am Sonntag zum Kirchgang trägt.

Die Kinder drehten am Sonntagnachmittag ebenfalls vergnügt ihre Runden. Dabei war festzustellen, dass die Kleidung der Großen und Kleinen nahezu gleich aussieht. Während man in Deutschland Comic- oder Superhelden auf den Shirts der Kinder findet, kommen die afrikanischen Kleidungsstücke der Kinder ohne sie aus und entsprechen dem Vorbild der Erwachsenen, nur eben in kleiner. Der Trend gehe jedoch hin zur westlichen Kleidung, hieß es bei der Kindermodenschau, denn die Unmengen Altkleider, die in Afrika landen, ließen die landestypische Kleidung immer mehr verschwinden und sorgten dafür, dass T-Shirt und Jeans getragen werden.

Das gute Wetter lud an beiden Tagen dazu ein, zu Hause die Küche kalt zu lassen und stattdessen beim Fest die afrikanischen Köstlichkeiten zu probieren, auch wenn die Warteschlange vor der Essensausgabe entsprechend lang war. “Eritreischer Spezialitätenteller mit Injera oder Reis”, stand auf der Speisekarte zu lesen. Für denjenigen, der noch nie in Eritrea war, stellte sich zuerst einmal die Frage, was es denn mit “Injera” auf sich hat, doch war dies schnell geklärt. Es handelte sich dabei um ein weiches, gesäuertes Fladenbrot, was den Teller ausfüllt, und auf das das Essen dann gehäuft wurde. Sozusagen als Beilage untendrunter. Manch einer sparte sich auf diese Art und Weise gleich das Besteck und riss einfach einen Teil des Brotes mitsamt Belag ab, klappte es zusammen und schob es dann in den Mund. Ob er wisse, aus was diese gelbgrüne Paste bestehe, die auf dem Spezialitätenteller zu finden war, wollte eine Dame von dem neben ihr sitzenden Afrikaner wissen, der unter all den weißen Besuchern auffiel – noch dazu dadurch, dass er tatsächlich afrikanische Kleidung trug. Das wisse er nicht, entgegnete er, selbst einen Spezialitätenteller vor sich und essend, denn Afrika sei groß und jedes Land habe seine eigene Küche. Schnell entspann sich ein Gespräch über Afrika, die derzeitige Flüchtlingssituation und das Fahrradfahren, denn wie sich herausstellte, lebt der aus dem Senegal stammende Afrikaner seit Jahren in Schallstadt und ist dort nicht nur bestens integriert, sondern auch mit voller Begeisterung im Radsportverein verankert. Seine afrikanische Kleidung trage er gerne im Sommer, verriet er, “vor allem, wenn ich zuvor stundenlang im engen Trikot Fahrrad gefahren bin.” Aber natürlich habe er auch Jeans und T-Shirts im Schrank, ergänzte er lachend. Und wo genau liegt nun der Senegal? “Noch ein Stück unter Marokko”, erklärte der Senegalese und hatte gleich noch eine prima Eselsbrücke parat: “Wenn man Afrika als Kopf sieht, dann liegt am Hinterkopf der Senegal, die Nase ist Somalia, und den Hals bildet Südafrika.”. Nach diesem Schema liegt Eritrea, die Heimat des Spezialitätentellers also auf dem Nasenrücken und somit tatsächlich ganz weit entfernt vom Senegal.

Wer noch mehr Spezialitäten ausprobieren wollte, der konnte sich am Sonntag zwischen einem tropischen Putencurry und einer Gemüsepfanne entscheiden. Ebenfalls tropisch fruchtig waren die Cocktails, die es am Samstagabend mit und ohne Alkohol an der Cocktailbar gab und die so klangvolle Namen trugen wie etwa “Uganda Sunrise” mit Alkohol, oder “African Blue” ohne. Für weniger Experimentierfreudige gab es natürlich auch so gewöhnliche Drinks wie Sekt oder Aperol, die man sich die Kehle hinunterperlen lassen konnte, oder schlicht einen Gin Tonic oder Whisky.

Und wer nach Spezialitätenteller, Cocktail und Modenschau Lust auf Bewegung hatte, der konnte zu den afrikanischen Klängen der Band “blokosso” auch noch tanzen. Wie das original afrikanisch aussieht, wurde natürlich auch gezeigt. Ein besonderer Hingucker war dabei die Beleuchtung. Denn als Lichtorgel dienten ganz einfach eine Fußgänger- sowie eine normale Ampel, die mit abwechselnd Grün, Gelb und Rot für stimmungsvolle Farbtöne sorgten. Mit noch mehr afrikanischer Musik ging es am Sonntag zur Mittagszeit weiter, bevor die Jugendkapelle Staufen-Münstertal mit Klassik und Rock-Pop-Rhythmen für ein musikalisches Kontrastprogramm sorgte.

Für die Kinder war am Sonntag ein afrikanisches Dorf aufgebaut worden, wo der Nachwuchs Sonnen aus Papptellern basteln, aus Ton eine Figur formen, Erdnüsse zerstampfen, oder mit Hilfe von Schnüren und langen Stöcken riesige Seifenblasen entstehen lassen konnte. Wem diese Angebote zu viel Fingerfertigkeit abverlangten, der setzte sich schlicht auf ein Brett und sauste auf der großen Rollenrutsche.

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