DUSSLINGEN/GOMARINGEN/NEHREN. Erdnüsse stampfen geht in die Arme. Das haben die Siebtklässler der Merian-Gemeinschaftsschule in dieser Woche gelernt. Eigenhändig konnten sie beim Afrikaprojekt erproben, wie lange es dauert, die harte Hülsenfrucht im Mörser in feines Gebrösel zu verwandeln. Vermengt mit Wasser, Zwiebel und Tomaten ergibt das einen nahrhaften Brei.
Dass Hirse und Reis in Afrika oft nicht sauber gewaschen aus der Tüte verfügbar sind, sondern direkt vom Feld kommen und mühsam nach kleinen Steinchen abgesucht werden müssen, berichtete Mirjam Fritz: »Das knirscht manchmal ganz schön beim Essen.« Die 27-Jährige aus Leverkusen ist angehende Referendarin und hat nach dem Studium ein Jahr lang Freiwilligendienst in Uganda geleistet, hat im medizinischen Bereich ebenso mitgearbeitet wie in der Vorschule, der Baumschule oder im Gästehaus.
Besonders beschäftigt sie seither der Umgang mit Armut und Geld – »Was man hier ausgibt, ohne viel nachzudenken, auf das in Afrika wochenlang gespart werden muss.« Die große Herzlichkeit dort ist ihr ebenso im Gedächtnis geblieben wie die anstrengende Erfahrung, mit heller Haut und hellem Haar immer aufzufallen.
Zusammen mit Gertrud Schweizer-Ehrler, die selbst neun Jahre als Entwicklungshelferin in Uganda gelebt hat und seit Jahren an die Merian-Schule kommt, versuchte sie, den Schülern das fremde Land näher zu bringen. Dazu gehörten praktische Einblicke in das alltägliche Leben: Wie werden Wasserkanister auf dem Kopf getragen, wie wird aus Abfällen Spielzeug gebastelt und wie Wäsche von Hand gesäubert. »Das sind kleine Erlebnisse, die im Kopf bleiben«, so Schweizer-Ehrler. Die Heitersheimerin wurde in diesem Jahr für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie ist Gründerin und Vorsitzende des Vereins Tukolere Wamu, der Selbsthilfeinitiativen in Afrika fördert. Unter anderem mit einem Gebäckverkauf vor Ostern unterstützen die Merian-Schüler den Verein dabei. Mit dem dreitägigen Afrikaprojekt sollen die Jugendlichen eine Vorstellung vom Leben dort bekommen. »Es geht vor allem um Differenzerfahrungen, dass man merkt, das Leben kann ganz anders sein«, so Lehrer Gernot Schneider.
Das scheint zu klappen. »Wir haben gelernt, dass es viele arme Länder gibt, dass die aber das Beste draus machen«, erklärt die 12-jährige Mariella. Wie mit simplen Zutaten ein leckeres Essen entsteht, hat Freundin Franzi beim Kochen imponiert. »Couscous, Linsen, Erdnusssuppe«, listet die 13-Jährige die Mahlzeiten auf. Besonders gut kam bei den beiden das saftige Bananenbrot an.
Ob sie gerne mal auf den benachbarten Kontinent fliegen würden? »Fast alle aus der Klasse würden gerne mal nach Afrika«, weiß Mariella. Bei einem ihrer Mitschüler scheint der Funke aber noch nicht so richtig übergesprungen zu sein. »Aber nur im Hotel«, raunt er. (hai)