Südkurier, 29. Februar 2012

„Lebensschule“ in Uganda

Von JENS WURSTHORN

Die Menschen sind dem Furtwanger „Stadtsheriff“ während seines Uganda-Aufenthalts ans Herz gewachsen.120229_SK_Lebensschule in Uganda-001

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Für ihn war es danach die „Lebensschule pur“, andere begrüßten schon im Vorfeld seine Idee, den Jahresurlaub in einem tropisch heißen, politisch verfemten und malariagefährdeten Land auch noch arbeitend zu verbringen, gelinde gesagt mit Kopfschütteln. Doch Hermann Fengler, Furtwanger „Stadtsheriff“ und im Nebenberuf Altenpfleger, hat das nicht gestört: Was er im vergangenen Herbst beim Einkaufen als interessante Idee aufgeschnappt hatte, gestaltete sich seit Mitte Januar als fast fünfwöchiger Praktikumsaufenthalt in Uganda (siehe Randspalte).„Näher an den Menschen geht fast nicht“, berichtete Fengler insbesondere über die starken zwei Wochen, in denen er sich im Kinderhaus und im Krankenhaus des Salem-Dorfes mit Hilfstätigkeiten wie etwa Pflastern verdingte.

Die Versorgung spielte sich dabei fast komplett draußen ab. Überdies blieb Zeit, Land und Leute kennenzulernen.

„Trotz großer Armut begegnet man hier mehr Fröhlichkeit und Zufriedenheit als bei uns“, konnte Fengler beobachten. Gastfreundschaft sei großgeschrieben, wusste er nicht nur nach seinen Fahrradtouren in die nähere Umgebung: „Mit einem Kleidungsstück, Seife und Zucker machst du den Menschen die größte Freude.“ Der Gast wird als Mzungu (in der Landessprache: Weitgereister) regelrecht herumgereicht. Neid spiele keine Rolle, der Mensch stehe im Mittelpunkt.

Die erste Hälfte der Ugandareise war gespickt mit Sehenswürdigkeiten und Fachexkursionen. Sie schauten bei Kaffeepflanzern vorbei oder statteten dem Lake-Mburo Nationalpark mit seinen Warzenschwein-, Zebra- und Büffelbeständen einen Besuch ab. Mit Raubtieren in freier Wildbahn kann Uganda kaum aufwarten. Echte Löwen sah Fengler dann erst in einer Auffangstation am Viktoriasee.

„Von unserer Zehnergruppe hatten fast alle einen pflegerischen oder medizinischen Hintergrund“, erzählt Fengler über die Reisegesellschaft. Durchaus gefährlich waren diese Wochen. Nicht so sehr wegen des Stopps am paradiesisch schönen Viktoriasee, der sich mit Flöhen im Sandstrand und Parasiten im kristallklaren Wasser als gänzlich „ungenießbar“ entpuppte. Die Gefahr lauerte in den Insekten. Drei Mitglieder der Gruppe erkrankten an Malaria. Offenbar hatten sie die strikten Auflagen wie Moskitonetz nachts und lange Hosen samt Socken am Tag nicht befolgt.

Zum Glück blieb Fengler von einer Malariaerkrankung verschont. Abenteuerlich waren die Wohnbedingungen im Dorf, wo sich jeweils zwei Gäste eine Rundhütte teilten. Duschen konnte man nur kalt. Und das auch nur, wenn die elektrischen Pumpen eine Stunde am Tag arbeiteten. „Wann das war, wusste man nicht“, grinst Fengler in der Rückschau. Zu essen gab es tagsüber viel Obst. Wasser durfte nur aus versiegelten Plastikflaschen getrunken werden. Mit Bananen, Mangos oder Passionsfrüchten deckten sich die Reisenden auf den Märkten ein.

Zu einem eher beklemmenden Erlebnis geriet Fenglers Solotripp in die Hauptstadt Kampala. Als er dort verbotenerweise Militärfahrzeuge fotografierte, manövrierte sich der Furtwanger in eine brenzlige Situation. Interessant war ein Tag auf dem Polizeirevier in Mbale. „Da teilen sich 130 Beamte einen Computer“, berichtete der Reisende. Beschäftigt waren die Polizisten nach seinem Eindruck nämlich hauptsächlich mit der Bespitzelung der Opposition.

Am meisten hat Fengler in Uganda übrigens das deutsche Brot vermisst. Und natürlich die Jahreszeiten, wie er nach Rückkehr in den Furtwanger Winter ergänzt. Im nächsten Jahr könnte es sein, dass er seinen Jahresurlaub in Ecuador in Südamerika verbringt. Dort konzentriert Salem nächstes Jahr seine Arbeit.

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